May 26, 2020

Corona-Demos - ein Interview mit Henri

Der Veranstalter einer Corona-Demo gibt uns Auskunft über seine Motive und Positionen.

Corona-Demos - ein Interview mit Henri

Hallo Henri,

Du und deine Freunde organisieren zurzeit wöchentlich eine Demonstration. Für was genau?

Der offizielle Antrag für unsere Demo lautet: Wir möchten den Schutz und die Wiederherstellung der Grundrechte anmahnen sowie für die freiwillige Entscheidungen für Impfungen und Medikamentengaben einstehen.

Warum geht ihr in diesen Tagen demonstrieren?

Wir möchten zeigen, dass es Menschen gibt, die gerade gegenüber der "Coronapolitik" skeptisch sind. Und dass wir daher nicht selbstverständlich die Einschränkungen mitmachen möchten, sondern zu bedenken geben, das es andere Meinungen zu der Lage gibt. Wir halten uns an die Vorgaben, sind aber über deren Zielführung im Zweifel. Viele fühlen sich nicht gesehen oder mitgenommen durch die Politik. Sie finden die offizielle Berichterstattung einseitig, was Skepsis und auch Angst vor weiteren Maßnahmen hervorruft.

Ich selbst gehe dorthin weil ich die aktuelle Berichterstattung nicht ausgewogen finde und misstrauisch werde, wenn Menschen ausgegrenzt, verurteilt oder weggemobbt werden. Ich wünsche  mir einen freien Austausch über alle Fakten und Ansichten. Es ist mir außerdem wichtig dort zu sein, weil ich seid Mitte Februar umgeben bin von ängstlichen Menschen. Menschen in Angst "funktionieren" nicht mehr normal. Sie können in jede Richtung emotional übertrieben reagieren. Sie entscheiden nicht unbedingt selbstständig und überlegt sondern folgen den scheinbar Starken und Lauten.

Diese Angst wird, meines Erachtens, durch knappe, einseitige und schnelle Berichterstattung und Gesetzesherausgabe gefüttert. Es gibt viele Wissenschaftler die Erfahrungen und Einschätzungen mit Ruhe und Kompetenz äußern und Angst nehmen können. Erstaunlicher Weise werden genau diese Leute fast nirgends in der öffentlichen Debatte gezeigt. Ich zweifle an der reellen Gefahr in der wir schweben sollen. Die gesamte Thematik zeigt für mich eher die Entwicklung hin zur Tabuisierung von natürlichem Krankwerden und sterben.

Was sagst Du zu dem Vorwurf, dass Demos in der Corona-Krise vor allem von Verschwörungstheoretikern und Extremisten besucht werden?

Unsere Demo findet in Uelzen statt. Es ist dort klein und eher ländlich. Ich finde dort keinen extrem in seiner Meinung, habe mich aber auch noch nicht mit allen unterhalten. Ich begegne dort, vor allem, Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit.

Der Wunsch, Menschen in Gruppen einzuordnen entspringt, glaube ich, dem Wunsch einen inneren Frieden – im besten Fall – wiederherzustellen. Ich treffe überall auf Menschen, die sich Meinungen und Vermutungen gebildet haben, um mit dem unsicheren und wechselhaften Ding namens „Leben“ fertig zu werden. Die Worte „Verschwörungstheoretiker“, „Extremist“, „Links“, „Rechts“ usw. zeigen den Wunsch irgendeine Klarheit im Chaos zu entdecken.

Wie gehst Du mit Kritik an eurer Demo um?

Die Kritik an den Demos fußt zum einen auf dem Unverständnis derer, die ganz zufrieden mit der Coronapolitik sind und sich eher bedroht fühlen von denen, die womöglich die Regeln brechen und Ansteckung bringen. Andererseits gibt es viele wütende Leute, die, oft in großen Städten, ganz aggressives und ausfälliges Verhalten zeigen. Von beiden Seiten, Demonstranten und Polizisten, habe ich in Videos unerträgliches Verhalten gesehen. Da ist Kritik total angebracht. Das geht einfach überhaupt nicht. Da ist das Thema egal. Und es ist wieder Angst und Emotion mit im Spiel.

Die Aggressiven sammeln sich überall, wo es Fronten gibt oder man welche erzeugen kann. Das ist wirklich blöd. Ich wünschte mir stattdessen, leise und konzentrierte Leute. Lieber weniger aber dafür friedliche.

Was würdest Du machen, wenn Du unter den Teilnehmer*innen eurer Demo Personen entdeckst, die dort extremistische, diskrimierende oder gewaltverherrlichende Positionen verbreiten?

Ich bin ein ganz friedlicher und meist ausgeglichener Mensch. Disharmonie ist mir zuwider, das halte ich gar nicht aus. Hochgefahrene Leute kann ich auch oft wieder beruhigen. Mit Einzelnen würde ich das versuchen. Mehrere Leute stacheln sich aber gerne an. Da kann ich mich nur distanzieren.

Hältst du eine Beeinflussung der Corona-Politik in Deutschland durch die Stiftung von Bill und Melinda Gates für wahrscheinlich?

Das weiß ich nicht. Ich denke, dass alle Menschen Bedürfnisse, Wünsche und Beweggründe haben. Laute, ehrgeizige und charismatische oder finanziell starke Leute, können mehr beeinflussen im Weltgeschehen. Es wirkt so, als seien Bill Gates und seine Frau in vielen Bereichen engagiert und finanziell beteiligt – immerhin hat er ca. 10 Minuten in der Tagesschau bekommen… Letztlich ist wichtig, was bei mir als Bürger ankommt: Vorschriften, Pflichten, Einschränkungen. Und diese Sachen sind zusammengemischt von vielen Leuten. Da ist es mir letztlich egal, wer da was „ausheckt“.

Wo findet eure Demo statt und wann?

Immer Samstags, 15:30 Uhr, auf dem Herzogenplatz vor dem Rathaus in Uelzen.

Das Interview wurde schriftlich geführt mit Henri R. aus Külitz.

Photo-Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/